Schlechter Sex ist kein schönes Thema, ich weiß. Wir alle kennen ihn, wir alle haben ihn hin und wieder. That‘s life!

Nun war es bei mir kürzlich auch mal wieder Zeit für die halbjährliche Erinnerung daran, dass ich sonst wirklich guten Sex habe.

Ihr wollt bestimmt wissen, wie es war? Das passendste Wort dafür ist: distanziert. Ich will nicht schon wieder auf so eine spirituelle Ebene abdriften. Nee egal, anders kann ich das nicht erklären. Ich muss bei den ersten Berührungen spüren, dass mein Gegenüber offen ist. Dass es da keine innerlichen Schranken oder Ängste gibt. Ich brauche eine Verbindung. Das war bei besagtem Mann nicht der Fall. Er spulte sein Programm ab, das vielen anderen Frauen sicherlich gefallen hätte: bisschen Haare ziehen, bisschen Popohaue, bisschen hart fingern. Sowas eben. Aber ich fühlte – nichts!

Mit hartem Sex kann man jemanden sehr gut auf Distanz halten. Von außen betrachtet (wenn eine Kamera mitlaufen würde) hatten wir technisch einwandfreien Sex. Mein Herz, mein Innerstes wurden aufgrund der bestehenden Distanz aber nicht berührt. Nennt mich „Softie“ oder bezeichnet diesen Sex als „Blümchensex“. Es ist mir egal. (Und nebenbei: Ich kann „Blümchensex“ ganz prima mit allerlei Sauereien verbinden.)

Gut, ich denke, ihr habt es begriffen.

Kommen wir zum Innenleben der Autorin …

Zuerst dachte ich daran, das ganze Spektakel abzubrechen. Ich möchte aber nicht die Nadel sein, die männliche Egos zum Platzen bringt. Dann dachte ich: Okay, Augen zu und durch. Aber ganz ehrlich? Wir reden hier über meinen Körper und meine Emotionen. Ich stelle beides sehr gerne jemand anderem zum gemeinsamen Spiel zur Verfügung. Wenn – ja, wenn! – er damit umzugehen weiß. Konnte er nicht. Meh.

Nächster Gedanke: Wenigstens ein Orgasmus wäre doch ganz nett.

Damit konnte ich mich mehr und mehr anfreunden, während er generalstabsmäßig an meinen Haaren zog. Nur wie? Meine Klit hatte er bei den letzten beiden Anläufen so dermaßen hart und ruppig angefasst, dass ich Angst vor bleibenden Schäden hatte.

Ha! Wofür habe ich eigentlich Spielzeug am Bett?

Ich kramte meinen Kraftprotz hervor und machte mich ans Werk. Ziemlich zeitgleich hatte sein bestes Stück entschieden, sich vorerst zur Ruhe zu setzen. (Zusammenhänge zwischen Spielzeugsuche und Erschlaffung nicht ausgeschlossen.) Ich dirigierte seine Finger in meine Muschi, weil ich so bisschen was am G-Punkt immer ganz nett finde. Da meine Vagina kein Labyrinth ist, standen die Chancen hoch, dass er diesen Punkt zumindest ein paar Mal zufällig treffen würde. Und ja, ich behielt recht.

Zu meiner eigenen Überraschung hatte ich nach kurzer Zeit einen ganz netten Orgasmus.

Es war schon sehr spät und ich war ziemlich müde. Ich überlegte kurz, ob ich nicht einfach einen auf „puh, war das anstrengend, ich kann nicht mehr“ machen sollte. (Was gelogen gewesen wäre. Bei nem geilen Typen geht es nach meinem ersten Orgasmus erst so richtig los.)

Meine Höflichkeit siegte und ich wandte ein paar Griffe aus meinem kleinen Tantra-Repertoire an, bis er geräuschlos kam.

Kurz dazu: Menschen, die sich während eines Orgasmus so dermaßen beherrschen können, sind mir suspekt. Ich dachte an Noah. Bei seinem letzten Orgasmus, der durch meine Hände ausgelöst wurde, hatte ich kurz Angst, sein Knie ins Auge zu bekommen, weil er so unkontrolliert gezuckt hat.

So. Wo war ich?

Ach, genau. Trotz schlechtem Sex einen Orgasmus zu bekommen, liegt definitiv im Bereich des Möglichen, liebe Frauen.

Ihr braucht ein Toy, auf das Verlass ist, und die Chuzpe, es gnadenlos zu eurem eigenen Vergnügen einzusetzen. Ich hatte früher eine Hemmschwelle, meine Toys während des Sex einzusetzen. Würde ihm das nicht signalisieren, er könne es mir nicht gut genug besorgen? – So meine Gedanken.

Ganz ehrlich. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich begriff, dass Sex nicht dazu ist, irgendwelche Männer zu bespaßen und ihnen ein gutes Gefühl zu vermitteln, während ich unbefriedigt daneben liege. Sex ist dazu da, mich zu entspannen und mir gute Momente zu bescheren. Und wenn ein männliches Ego nicht damit klarkommt, wenn ich mir externe Hilfe in Form eines Magic Wands hole, dann ist er in meinem Schlafzimmer eh falsch.

Wenn ich an all die Männer denke, die keinerlei Probleme damit hatten, meinen Mund total lieblos als fickbare Körperöffnung zu benutzen und die keine Sekunde darüber nachdachten, ob ich es geil finde, permanent zu würgen/zu spucken/zu husten, dann bin ich in Sachen Egoismus mit meinem Magic Wand noch recht unschuldig unterwegs, oder?

Nicht falsch verstehen. Ich befinde mich nicht auf einem Rachefeldzug. Aber ich habe mich selbst in den letzten Jahren so vieler Orgasmen beraubt, weil ich dachte, ich würde einen Mann damit verletzen, wenn ich ihm sage: „Hey, so funktioniert meine Muschi nicht. Bitte mach es anders oder überlass mir das Steuer.“ Irgendwann isses einfach mal gut mit der ganzen Rücksichtnahme und der Bauchpinselei. Das muss jetzt die jüngere Frauengeneration übernehmen. (Ich mach nur Spaß.)

Das verrückte Fazit: Es funktionierte. Ich bin wie gesagt ganz gut gekommen – in einer Situation, in der ich vor fünf Jahren wahrscheinlich sogar etwas vorgetäuscht hätte, was gar nicht da war, nur um einen Mann nicht mit seiner eigenen Konzeptlosigkeit die weiblichen Genitalien betreffend zu konfrontieren.

Das ist kein Plädoyer für Rücksichtslosigkeit. Im Gegenteil: Ich plädiere immer für klare Anweisungen und Hinweise. Die gebe ich gerne. Aber ich bringe mit 30 niemandem mehr das Laufen bei.

Und jetzt – am Ende dieses Beitrags – eine kleine Schweigeminute für meinen Retter in der Not: den Magic Wand. Danke, dass du mir selbst dann Befriedigung verschaffst, wenn der Sex richtig mies ist.

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Meine Perspektive: Sex beim ersten Date
Du bist frei

Diskussion

  • Kommentatoren-Avatar
    Pendolino70 — 26. Juni 2018 um 00:22

    Verstehe sowieso nicht, warum Mann die ganze Arbeit nicht gleich dem Spielzeug überlässt. Aber da hat ja jeder seine Vorlieben 😊

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    Herr Twoflower — 26. Juni 2018 um 00:33

    Du sprichst mir aus der Seele, es geht um Berührungen, nicht nur körperlich. Der Funke, der überspringt, der zwei Menschen verbindet, auch wenn es nur für diesen einen Augenblick ist. Was man, wenn man es geschickt anstellt, ausreizen kann. Wenn diese Verbindung fehlt, dann übernimmt der Verstand die Kontrolle. Als Mann kann man fast immer kommen, zur Not lässt man ein Kopfkino laufen und macht es sich voreinander selbst, wobei das für mich dann irgendwie erzwungen ist und somit nicht so befriedigend.

    Klasse, dass ich mal das Wort Blümchensex lesen durfte, denn man macht sich viel zu oft irgendwelche Gedanken um Worte. Wenn das Gefühl stimmt, dann schmilzt man dahin, egal, welche Neigungen man hat.

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    Karsten Kalbe — 9. Februar 2021 um 00:48

    Einfach nur klasse. Mit jedem Artikel macht es mehr Spaß Dich zu lesen. Der Zusammenhanh zwischen Toysuche und Erschlaffung. Ich verstehe das ein ordentliches männliches Ego da schon mal beleidigt sein kann. Nur warum sollte es?Ich möchte nie in die Verlegenheit kommen so eine Performance abzuliefern (ja das klingt blöd, aber soll nur den Moment beschreiben) aber ich möchte definitv in den Genuß kommen das eine Frau ihre Toys benutzt, mit mir. Sie hat welche und ich ganz genauso. Und nirgends steht drauf, bitte unbedingt nur allein nutzen!

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