Ich denke, es schwingt in den meisten meiner Texte mit. Ich habe viele Erfahrungen im BDSM-Bereich gemacht. Genauer: Seit ziemlich genau zehn Jahren bewege ich mich mal mehr, mal weniger intensiv auf diesem verrückten Parkett.

Lange bevor Fifty Shades of Grey überhaupt geschrieben wurde, spürte ich den ersten Flogger auf meinem Po. Wenn ich an dieses erste Erlebnis denke – es war in einem Hotel am Stuttgarter Flughafen – kriecht als erste Emotion meine damalige Unsicherheit an die Oberfläche. Um ehrlich zu sein: Ich hatte keine Ahnung, was ich da tat. Lustschmerz? Joa, ging so. Ich wusste damals nicht mal, dass das, was er da mit mir tat, etwas mit BDSM zu tun haben sollte.

Trotzdem: Es kickte mich. Ich hatte am nächsten Tag das Gefühl, am Anfang einer großen Geschichte zu stehen, deren Horizont ich noch nicht überblicken konnte. Ich sollte Recht behalten.

Der sich allmählich in Gang setzende Prozess wurde durch eine (Vanilla-) Beziehung unterbrochen. Das war okay. Ich habe aus diesen ruhigen Jahren viel mitgenommen. Vor allem, dass ich mit ruhigen Jahren und ruhigen Beziehungen wenig anfangen kann.

Wie es so ist mit den Dingen, die einen nass werden lassen, der Partner aber nicht dafür geeignet ist … Sie melden sich irgendwann wieder. Der Betrug, der darauf folgte, gehört sicher nicht zu den Sternstunden meiner moralischen Integrität.

Aber er geschah – in Form eines sehr erfahrenen Mannes, mit dem ich das erste Mal richtig gespielt habe. Nennen wir ihn Philip. Er führte mich an Punkte, an die ich heute noch gerne denke. Ich squirtete das erste Mal, als ich fixiert vor ihm stand und er mich fingerte. Ein Teil der Fixierung bestand aus einem Halsband, dessen Öse mit einem Haken an der Decke verbunden war. Durch den heftigen Orgasmus verlor ich den Halt unter den Füßen, das Halsband zog sich fester zu, mir wurde schwarz vor Augen, er fing mich jedoch sicher und schnell auf. Wenn ich darüber schreibe, ist es, als wäre das erst gestern passiert. Jedenfalls entstand exakt in diesem Moment wahrscheinlich mein Fetisch für Halsbänder.

Ich lernte einiges von ihm: Tabu-Listen anlegen, Safeword wählen und das Sub-Sein an sich. Durch ihn hatte ich auch erste Kontakte mit der BDSM-Szene, die mir jedoch nicht zusagte. Das ganze Subbie-Getue und Ringchen tragen und hastenichgesehen waren mir zu schräg. Den Höhepunkt bildete eine beleibte Frau mittleren Alters, die sich während eines Stammtischs mit Philip und mir unterhielt. Als es um Intimpiercings ging, zog sie ihr Kleid hoch und zeigte uns lachend ihre nackte Pussy. Boah nee, das war mir damals etwas zu viel des Guten. Die Lockerheit, mit solchen Situationen umzugehen, muss man erst entwickeln.

Philip und ich hatten etwa ein gutes halbes Jahr eine Spielbeziehung. Währenddessen trennte ich mich von meinem damaligen Vanilla-Partner. Im Laufe der Zeit mit Philip entwickelte ich Gefühle für ihn, die er nicht erwiderte und so endete das Ganze.

(Ein kurzer Schwank ins Heute: Philip und ich trafen uns vor mehreren Monaten in einem Club wieder, nachdem wir jahrelang keinen Kontakt hatten. Er erkannte mich zunächst nicht, weil ich mich äußerlich stark verändert hatte. Als ich ihm meinen vollen Namen sagte, war er ziemlich überrascht und hat sich wirklich gefreut – genau wie ich. Seitdem sind wir wieder regelmäßig in Kontakt, treffen uns, gehen auf Partys oder haben Dreier mit seiner Freundin. Manchmal schütte ich ihm sogar mein Herz aus, wenn ich bei #derBlonde nicht weiter weiß. Ich mag ihn sehr. Er ist loyal, aufrichtig und eine der witzigsten Partybegleitungen, die ich kenne. So schließt sich der Kreis zu damals. Da ich Happy Ends mag, finde ich das ausgesprochen gut.)

(Fortsetzung folgt)

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Der freudige Club
Metamorphosen II

Diskussion

  • Kommentatoren-Avatar
    Herr Twoflower — 24. Juli 2018 um 00:45

    Wegen dem Intimpiercing muss ich nun meinen Tisch putzen. Mit Bier im Mund lacht man nicht oder besser gesagt, mit Bier im Mund liest man keine Blogs von Marie.

    Es ist schön, wenn sich Kreise schließen und alle in einer Art von Liebe und Harmonie miteinander umgehen.

  • Kommentatoren-Avatar
    Mastergunter — 24. Juli 2018 um 16:17

    Marie der zweite Versuch. Vorab schön wie bei dir alles im Einklang und voller Hormonie verläuft. Wenn ich so zurückblicke, haben wir viel gemeinsam. Nur zeitversetzt. BDSM bestimmt unser Leben. Nur in den 60ziger Jahren wussten wir zu wenig davon. Hände hinter dem Rücken festbinden, Popoklatsche während man seinen Kolben so tief und fest zustiess oder die Nippel so drückte, das sie due ein Schweinschen quieckte, das BDSM wusste keiner. In den 70zigern änderte sich vieles. Gerade amerikanische Literatur half weiter. Sonst wurde das Thema immer noch totgeschwiegen oder als krank abgetan. Ich heirate und die Vanillezeit begann. BDSM trat in den Hintergrund. Nunmehr 30zig Jahre verheiratet. Meldete sich day Veglangen zurück. Spidlbeziehungen ausserhalb der Ehe szellten dkch ein. Sofern es äber ei /zwei Jahre ging, kannten sich die Frauen. Du siehst vielr Paralellen zu dir. Auch Harmonie unf beiderseitiges Vertrauen ist wichtkg, wenn nicht sogar Voraussetzung.
    Uff ist das lang geworden.
    Freue mich jetzt schon auf deineFortsetzung.

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