Subkulturen und Szenen leben durch die Abgrenzung gegenüber dem Mainstream. Im BDSM-Kontext bedeutet das: Abgrenzung gegenüber Vanillas. In der Fetisch-/Kink-/Whatever-Szene bedeutet das: Abgrezung gegenüber denen, die diesen sogenannten „normalen Sex“ haben. Denn wir peitschen, wir schlagen, wir streifen Latex über und stecken uns Plugs mit Katzenschwänzchen in den Arsch. Und wir haben in Gottes Namen bloß keinen normalen Sex!

Wisst ihr was? Genau diese Attitüde hat mich vor 10 Jahren davon abgehalten, Stammtische zu besuchen. Warum? Weil ich als absolute Beginnerin total verunsichert war von dem ganzen Szene-Gehabe.

Und an diesem Zustand hat sich bis heute kaum etwas geändert, außer dass ich nicht mehr verunsichert bin.

Was ich jedoch viel schlimmer finde – und damit zum eigentlichen Thema dieses Beitrags: die Abgrenzungshaltungen innerhalb der Szene.

Besonders deutlich wurde das, als Shades of Grey auf den Markt geschwemmt wurde. Da hat Christian Ana den Popo versohlt, vielen Leser/-innen hat das gefallen und BDSM kam (zumindest als Begriff) aus der Szene-Ecke heraus. Nur wem hat das so gar nicht gefallen? Genau, der Szene!

Denn, huch, jetzt hat plötzlich die Hausfrau von nebenan [sic!] auf das Lust bekommen, was wir seit eh und je praktizieren und was bisher total besonders und edgy war. Leider genießen Hausfrauen in unserer Gesellschaft nicht den besten Ruf und somit wurde „Hausfrauen-BDSM“ zum absoluten Hassbegriff.

Denn was fällt den Vorstadt-Hausfrauen ein, ihren Bierbauch-Mann zu bitten, beim Sex ein bisschen härter zu sein und ein paar neue Schmerz-Spielzeuge auszuprobieren?

Nein, also echt nicht.

DAS IST NICHT MEIN BDSM!!!

Meine persönliche Meinung: So what?

Mir ist das relativ egal, wer wie spielt und ob das nun echtes BDSM ist oder nicht oder gar dieses „Hausfrauen-BDSM“. Das sind akademisch angehauchte überhebliche Diskussionen, die nur einen Zweck haben: Abgrenzung.

Nein, damit meine ich nicht die sinnvolle Art der Abgrenzung, die es vereinzelt als Reaktion auf Shades of Grey gab und gibt. Sinnvoll, weil beispielsweise sauber und klar aufgezeigt wird, dass SSC (Safe, Sane, Consensual) von Christian nicht eingehalten wurde und welche Gefahren damit verbunden sind.

Ich meine damit die Art der Abgrenzung, die das manchmal sehr hässliche Gesicht der Szene enthüllt.

Wir alle vergessen dabei, wie wir irgendwann mal angefangen haben. Nämlich nicht als Profis, sondern vielleicht mit einem einzigen Schlag auf den Po, der sich plötzlich unglaublich geil angefühlt hat. Danach folgten Experimente, Gespräche, Rückschläge und was noch alles dazu gehört, wenn man sich auf neues Terrain wagt.

Ganz ehrlich: Ich freue mich, wenn sich Menschen für das interessieren, für das ich mich auch interessiere – ganz egal, welchen Weg sie letztendlich gehen möchten. Ich freue mich über den neugierigen Blick der Hausfrau, wenn ich im Club mit Halsband und Leine auftauche.

Vielleicht spreche ich sie sogar an. Vielleicht springt der Funke über und sie wagt sich auf neues Terrain.

Denn genau um diesen Funken geht es. Nicht um Abgrenzung, süffisant-witzige Bemerkungen über Hausfrauen-BDSM und „haha, schau mal, die machen das ja ganz falsch“.

Das sollte man sich manchmal zurück ins Gedächtnis rufen.

[Rant zu Ende. Jetzt können wir wieder über Popohaue reden.]

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BDSM als Handwerk
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